Der Reichsdepulations-Hauptschluß?)
Ziel: Wie die Franzosen während der Revolution das linke Rheinufer gewannen, und was das für Folgen für Deutschland hatte.
I. und Ila. 1. Das linke Rheinufer? — Das deutsche Land links vom Rhein.
Karte! Wem gehören heute die linksrheinischen deutschen Länder? — Aufzählung.
Ob es Ende des vorigen Jahrhunderts auch so war? — Damals gehörte nur Kleve zu Preußen. Dann bestanden noch die geistlichen Länder: die Erzbistümer Köln, Trier, Mainz. Das Land südlich von Mainz gehörte zu Bayern (seit 1777 gehörten die beiden Kurfürstentümer Pfalz und Bayern, dessen Herrschergeschlecht ausgestorben war, zusammen) und das Elsaß gehörte seit Ludwig Xiv. schon zu Frankreich. Außerdem, ergänzt der Lehrer, besaßen noch eine Anzahl anderer deutschen Fürsten Länder links vom Rhein.
Wann werden alle diese Länder zu Frankreich gekommen sein? — Als Napoleon das Direktorium gestürzt hatte, als er die Österreicher bei Marengo geschlagen und einen für Frankreich günstigen Frieden geschlossen hatte.
Aber die Österreicher waren doch besiegt worden, warum muß Deutschland Land abtreten? — Der Beherrscher Österreichs war zugleich deutscher Kaiser; die deutschen Fürsten waren uneinig und wohl auf ihren, aber nicht auf des ganzen Reiches Nutzen bedacht; darum muß Deutschland für Die Niederlage Österreichs büßen. Aber, so sagen die Schüler, die linksrheinischen Länder gehörten ja gar nicht zu Österreich?
Nein, darum mußten denen, die sie verloren hatten, Entschädigungen gegeben werden. — Also dem König von Preußen, dem Kurfürsten von Bayern, und den drei geistlichen Kurfürsten: den Erzbischöfen von Köln, Trier, Mainz re.
Die geistlichen Herren verloren ihre Besitzungen, erhielten aber keine Entschädigung an Land, sondern nur Geld; so erging es sämtlichen
*) Nichts begünstigt vielleicht mehr die Kräftigung des Nationalgefühls als der Zorn, als das Schamgefühl über erlittene Schmach.
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Ludwig Xiv. beraubt Deutschland.
Ziel: Wie Ludwig Xiv. deutsches Land raubt.
I. und Ii. Das ist nicht zu verwundern: Angriff auf Holland.
, Wo wird er deutsches Land rauben? — Karte, Grenzen: da wo er im westfälischen Frieden 1648 schon welches erhalten hatte (Elsaß).
Ludwig Xiv. behauptete nun, daß auch alle die Landstriche ihm zufallen müßten, die früher einmal zu den 1648 erworbenen Ländern gehört hätten. Aussprache: auf diese Weise konnte Ludwig ganz Deutschland sich zu eigen machen; die Unredlichkeit des französischen Königs!
Ludwig setzte verschiedene Gerichtshöfe, z. B. in Metz und Breisach em, die untersuchen sollten, welche Landstriche einzufordern seien. — "Wir sollen Gott fürchten und lieben ... und mit einem Schein des Rechts an uns bringen."
Die Franzosen nannten diese Gerichtshöfe „Reunionskammern" (Erklärung), und die von ihnen bezeichneten Gebiete wurden mit Frankreich vereinigt. — Ließen sich das die bisherigen Besitzer gefallen?
Wenn sie sich nicht gutwillig fügten, ließ Ludwig Xiv. Soldaten in das Land rücken und die Einkünfte in Besitz nehmen. — Raub mitten im Frieden.
An wen werden sich die geschädigten deutschen Fürsten, Grafen, Herren und Geistlichen gewandt haben? — An den deutschen Kaiser.
Und an den deutschen Reichstag in Regensburg (Erklärung). Dieser richtete denn auch eine eingehende Rechtsverwahrung an den französischen König, und der Kaiser schickte dazu noch einen Gesandten nach Paris. Das Ergebnis? — Ludwig Xiv. kümmerte sich nicht darum. Er wußte schon, wie wenig dem Kaiser das Wohl der deutschen Fürsten am Herzen lag; wenn er selbst nur nicht betroffen wurde!
D>er französische König wußte auch, was es mit den Erklärungen des deutschen Reichstags auf sich hatte. — Worte, aber keine Thaten. Eme Einigung fast unmöglich, da jeder der deutschen Fürsten an das Wohl seines eignen Landes dachte und nicht an das des deutschen Reichs. Aber der große Kurfürst?
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War damals mit Ludwig Xiv. verbündet. — Das war nicht recht, wenn es auch entschuldigt werden kann damit, daß der Kaiser ihn im Stiche gelassen hatte.
Das Ende war, daß die reunierten Orte bei Frankreich blieben.
Zusammenfassung.
Überschrift: Die Reunionskammern
Aber ganz Elsaß besaß Ludwig Xiv. doch noch nicht. Es fehlte ihm dort noch die bedeutendste Stadt. — Straßburg.
Straßburg war eine freie Reichsstadt. — Wie Hamburg.
Sie konnte nicht durch die Reunionskammern geraubt werden — da sie als freie Reichsstadt nur dem Kaiser untergeben gewesen war.
Aber der französische König wollte sie doch gern besitzen — weil sie die bedeutendste Stadt und Festung des Elsaß war und ohne sie dieses Land nicht behauptet werden konnte. — Da wird wohl Ludwig Xiv. offene Gewalt gebraucht haben.
Ja, im Lauf des Sommers 1681 wurden alle militärischen Vorbereitungen getroffen, und eines Morgens erschienen rings um Straßburg französische Truppen, zusammen 35000 Mann, die die Übergabe der Stadt verlangten. — Haben sich da die Bürger nicht verteidigt ?
Die Bevölkerung eilte auf die Wälle, die Kanonen wurden aufgefahren, aber in der Stadt waren nur 400 Soldaten, die Bürger würden wahrscheinlich bald ermatten und Hülfe war von keiner Seite zu erwarten. — Da blieb nichts anderes übrig, als die Stadt zu übergeben.
Das geschah. Die Franzosen hielten ihren Einzug. Was werden die Bürger dabei empfunden haben? — Ärger, Zorn, Scham.
Es gab damals nur zwei katholische Bürgerfamilien in Straßburg. — Es werden nun wohl Bekehrungsversuche gemacht werden.
Zunächst mußte das Münster den Katholiken zurückgegeben werden, der Bischof zog wieder ein, und 10 Jahre später war ein Fünftel der Bevölkerung katholisch. Hier wirkte vor allem der Mönchsorden, der sich nach Jesus nennt. — Die Jesuiten.
Einige Zeit nach der Wegnahme Straßburgs hielt der französische König dort einen glänzenden Einzug. Am Eingänge des Münsters empfing ihn der Bischof und sagte: „Nachdem ich durch den Arm Ew. Majestät in den Besitz dieser Kirche wieder eingesetzt bin, aus welcher die Ge-walthättigkeit der Ketzer meine Vorgänger vertrieben hat, kann ich wohl mit dem alten Simeon sagen: „Herr, jetzt lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen." — Gotteslästerung, noch dazu dem Räuberkönig gegenüber.
Was fühlte man wohl in Deutschland, als man von dem Raub Straßburgs hörte? — Erbitterung, Entrüstung.
Aber niemand regte eine Hand, um Straßburg wiederzugewinnen. — Gründe wie bei den Reunionen. Gefühl der Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit.
2*
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— 21 —
Aber das alles ist doch auch im dreißigjährigen Krieg und sonst zu jener Zeit vorgekommen? — Aber nicht die grauenvolle, auf den Verderb eines ganzen Landes gerichtete Häufung von Unthaten, nicht die kalte Grausamkeit, womit das Vernichtungswerk im fernen Versailles erwogen und befohlen wurde. Diese Greuelthaten waren nicht „das Werk erregter Leidenschaften, sondern kühl berechnender Überlegung."
Ihr werdet nun das Ende des Kriegs erfahren wollen. Die Pfalz bekam Ludwig Xiv. nicht, aber der Reunionsraub im Elsaß und Straßburg verblieb ihm.
Zusammenfassung.
Überschrift: Vergeblicher Versuch, die Pfalz zu rauben.
Iii. Vergleichende Zusammenstellung.
1. Wir werden durch die Raubzüge der Franzosen an frühere Raubzüge erinnert. — Hunnen, Avaren, Ungarn (Wiederholung: 451, 800, 933 und 955). Aber das waren Heiden, Ludwig Xiv. und Louvois hingegen Christen (Ludwig nannte sich den allerchristlichsten König), dazu glaubte der König, er und sein Volk seien die gebildetsten Menschen Auch heute werden die Länder noch im Kriege verwüstet. Es kann sogar vorkommen, daß ein Landstrich verwüstet wird, um dem Feinde das Vorrücken zu erschweren, aber nicht eine systematische, summarische Vernichtung für immer, sondern nur dessen, was nötig ist, und nur für die Dauer des Kriegs. Auch wird der Schaden vergütet. Damals mußte allerdings noch der Krieg den Krieg ernähren, aber Ludwigs Verfahren galt doch schon als Barbarei.
2. Man kann den Veranstalter der Reunionskammern mit dem König Ahab, der den Weinberg Naboths in seinen Besitz brachte, vergleichen (Ausführung); die Wegnahme Straßburgs aber ist offener Raub.
3. Wir werden an einen früheren Krieg Ludwigs Xiv. erinnert. Gegen Holland. — Vergleich! — Raubkriege. (Ebenso die andern Kriege Ludwigs.) — Vergleich mit dem Kriege des großen Kurfürsten gegen Schweden, in dem er auch Land eroberte. — Gerechter Verteidigungskrieg. Ebenso 1870/71: Metz und Straßburg nötig zur Sicherung der Grenzen.
4. Ludwig Xiv. erstrebte und erlangte wenigstens zum Teil den Rhein als Grenze. — Napoleon Iii. und sein Volk setzten das Geschäft des „großen Ludwig" fort und verlangten den Rhein durchweg als Grenze, worüber sie aber das von Ludwig Xiv. Erworbene verloren.
5. Damals gelang es den Franzosen, Elsaß zu gewinnen. 1870/71 verlief alles ganz anders (Ausführung). Man kann otefe^ Zeit als die Zeit der Vergeltung ansehen.
6. trotzdem Kaiser und Reich gegen die Franzosen kämpften für zurückdrängten, behielt der französische König doch schließlich einen Teil seines Raubes: wenn auch nicht die Pfalz, so doch die reunierten Orte im Elsaß und Straßburg. Und doch mußte dies
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um seine Gunst zu gewinnen, um seinen Minister und andere einflußreiche Personen zu bestechen. Unsummen deutschen Geldes wanderten damals nach Paris. Es entstand geradezu eine Jagd nach Vorteilen, die man durch Napoleons Gunst zu gewinnen hoffte. Es handelte sich gar nicht mehr um gerechte Entschädigungen, sondern um gewinnreiche Geschäfte, die man bei dieser Gelegenheit zu machen gedachte. — Eine schmachvolle Selbstbeschimpfung der deutschen Fürsten und des hohen Adels und Demütigung vor dem französischen Konsul!
Den größten Gewinn erzielten neben Preußen, das sich in der letzten Zeit sehr fügsam gegen Frankreich bewiesen hatte, Baden, Hessen-Darmstadt, Württemberg, Bayern und einige andere Staaten im westlichen Deutschland. — Napoleon will sich in Deutschland starke Bundesgenossen gegen Österreich schaffen, die doch allein nicht viel ausrichten könnten. An Preußens Vergrößerung wird ihm wenig gelegen gewesen sein, da diese Großmacht womöglich ihm selbst gefährlich werden konnte.
Nach langen, peinlichen Verhandlungen wurde endlich im Jahre 1803 von allen Beteiligten der Reichsdeputations-Hauptschluß angenommen. — Der „Hauptschluß" der Reichsdeputation, der die Entschädigungen und Berteilungen endgültig feststellte.
Zusammenfassung der Zeitfolge gemäß: Die Deutschen buhlen in Paris um Napoleons Gunst ihres Gewinns halber; B e st i m m u n g e n Napoleons; Begünstigung Preußens und der süddeutschen Staaten; die Reichsdeputation; der maßgebende Einfluß des französischen Gesandten und seinesschreibers; ihrebestechung; der Reichsdeputations-Hauptschluß 1803.
Zusammenfassung des Ganzen durch die Schüler:
Der Reichsdeputations-Hauptschluß.
Nach der Schlacht bei Marengo, in der die Österreicher von Napoleon geschlagen worden waren, hatte der deutsche Kaiser mit Napoleon Frieden geschlossen. Deutschland muß die Kosten der österreichischen Niederlage bezahlen und das linke Rheinufer an Frankreich abtreten, soweit das nicht schon früher geschehen war. Nur die weltlichen deutschen Fürsten, die dadurch Verluste erlitten, sollten Entschädigungen erhalten; die geistlichen Herrschaften, wie die Erzbistümer Köln, Trier, Mainz, aber aufgehoben und ihre Inhaber mit bestimmten jährlichen Einkommen abgefunden werden. Das gleiche Schicksal sollten die geistlichen Staaten rechts vom Rhein haben; mit ihnen wollte man die weltlichen Fürsten, die an Frankreich auf dem linken Rheinufer Land abtreten mußten, entschädigen. Zu dieser Entschädigungsmasse kamen dann noch die freien Reichsstädte, kleinere Fürstentümer, Grafschaften und ritterschaftliche Gebiete.
Nun sollte man meinen, der deutsche Kaiser hätte sich mit den deutschen Fürsten geeinigt, so daß jeder Verlust in gerechter Weise entschädigt worden wäre. Aber bei der Uneinigkeit der deutschen Fürsten war dies unmöglich. Sie wandten sich selbst an den französischen Konsul Napoleon und baten um seine Vermittlung. Zugleich gedachte jeder bei
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4. Napoleon war ein Eroberer — Friedrich der Große doch auch? — Krieg um des Krieges willen — Notmittel, um das Recht und zur Verteidigung, unwillkommene Unterbrechung der Friedensarbeit. Vgl. die Schlußbesprechung zum dreißigjährigen Krieg, Teil Iv, S. 276. Auch die Verbündeten führten 1814 und 1815 aus rechtem Grunde Krieg: um einen dauerhaften Frieden zu erlangen.
5. Zusammenstellung Napoleons mit andern bekannten großen Feldherren (Friedrich dem Großen, Cäsar, Alexander dem Großen).
6. Vergleichen wir den letzten Feldzug mit den früheren, so erpiebt sich hier wie dort die hervorragende Thätigkeit der Preußen unter Blücher.
7. Preußen verlangt Elsaß und Lothringen — Österreich ist dagegen: Preußen vertritt Deutschlands Interesse — Österreich nicht: wie zur Zeit des großen Kurfürsten. Aber Preußen lieht allein gegen alle andern. Anders war das 1870/71; da besorgten Preußen und die andern deutschen Staaten die Geschäfte Deutschlands allein. England, Rußland und Österreich mischten sich nicht hinein (warum? werdet ihr später erfahren).
Iv. Systematische Zusammenstellung.
1814 der Feldzug in Frankreich: Napoleons Absetzung (Elba):
Rückkehr der Bourbonen (Ludwig Xviii.);
der erste Pariser Friede (Großmut).
1815 die hundert Tage: Ligny und Belle-Alliance; Napoleons
zweite Absetzung (St. Helena);
zweite Rückkehr der Bourbonen;
Zurücknahme der Kunstschätze;
der zweite Pariser Frieden (Kriegskosten, Saarlouis, Saarbrücken, Landau).
Elsaß und Lothringen werden nicht zurückgegeben, trotzdem es Preußen verlangt.
Napoleon war einer der größten Feldherrn aller Zeiten, aber ein rücksichts- und gewissenloser, selbst- und herrschsüchtiger Eroberer. Er hat unendliches Elend, aber auch, allerdings ohne es zu wollen, durch Verdrängung veralteter Zustände und durch Verbreitung der guten Ideen aus der französischen Revolutionszeit viel Segen über die europäischen Länder gebracht. Er wollte die verliehene Gabe nur für sich verwenden, das gelang ihm nicht; er war ein Werkzeug in Gottes Hand.
»Wie die Saat, so die Ernte."
„Ter Krieg soll den Frieden zum Zweck haben "
Auch 1815 vertritt Preußen das Interesse Deutschlands gegen Österreich.
V. Anwendung.
Welche Ereignisse haben hintereinander den Sturz des Gewaltigen
9*
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— 74 —
geistlichen Herren in Deutschland; und damit habt ihr zugleich einen Teil der Entschädigungen. — Preußen, Bayern und die andern geschädigten Staaten erhielten Bistümer, Abteien und andere geistliche Güter (Hildesheim, Paderborn, Münster; Würzburg, Bamberg, Paffau rc.). So verschwanden damals die geistlichen Herrschaften in Deutschland; die Bischöfe und andern geistlichen Würdenträger behielten nur ihre Würde und ihr Amt, das mit einem bestimmten Einkommen verbunden wurde.
Außerdem wurde durch die freien Reichsstädte entschädigt. — Erinnerung an Lübeck, Hamburg und Bremen. Früher gab es viel mehr. Damals verschwanden die übrigen (etwa 50, z. B. Mühlhausen, Nordhausen, Goslar; Schweinfurt, Rothenburg, Nördlingen). Nur die drei genannten sind übrig geblieben.
Ebenso verschwanden damals eine ganze Anzahl reichsgräflicher und reichsritterfchaftlicher Gebiete, nicht nur linksrheinische, wofür die Besitzer zum großen Teil wenig oder gar nicht entschädigt wurden, sondern auch rechtsrheinische, die von den Fürsten, in deren Ländern sie lagen, in Besitz genommen wurden. (Hier können die Begriffe „mediatisieren" und „säkularisieren" eingefügt werden.)
Zusammenfassung: Die Franzosen gewinnen das linke Rheinufer; die deutschen Fürsten werden mit geistlichen Gütern, freien Reichsstädten und andern kleineren reichsunmittelbaren Gebieten entschädigt.
2. Wer hat wohl das Entschädigungsgeschäst besorgt? — Der deutsche Kaiser mit den deutschen Fürsten (d. h. der deutsche Reichstag, die Vertreter des Kaisers und der Fürsten, der in Reaensbura stets versammelt war).
Doch nicht alle, nicht der ganze Reichstag. — Das hätte eine zu große Versammlung gegeben; es wurde ein Ausschuß (eine Deputation) gewählt.
Zu den Verhandlungen der Reichsdeputation in Regensburg kamen aber auch französische und russische Gesandte. Was zumal der französische Gesandte bestimmte, das wurde von der Reichsdeputation angenommen. — Aber die fremden Gesandten haben sich doch nicht in deutsche Angelegenheiten zu mischen! sagen die Schüler.
Die Ausländer wurden von den deutschen Fürsten geradezu aufgefordert, Bestimmungen zu treffen, sonst hätte man sich wohl kaum geeinigt. — Daraus erkennt man wieder die Zwietracht der Deutschen.
Der französische Gesandte und sein Schreiber wurden sogar von den deutschen Gesandten gebeten, ihren Fürsten Vorteile zu verschaffen, und diese Bitten wurden durch große Geldsummen wirksam unterstützt. — Die Deutschen bestachen, und die Fremden ließen sich bestechen.
Schon vor den Verhandlungen der Reichsdeputation in Regensburg war der Entschävigungsplan in den Hauptzügen aufgestellt worden und zwar in Paris. — Durch Napoleon.
Die deutschen Fürsten hatten Gesandte dahin geschickt, waren sogar zum Teil selbst dorthin gereist, um Napoleon ihre Aufwartung zu machen.
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btefer Umänderung der deutschen Verhältnisie einen möglichst großen Ge-. bq$u sollte wieder der französische Konsul helfen. Fürstliche ®efanbte, ja deutsche Fürsten selbst wanderten damals nach $nrtsm»t+Um Mächtigen ihre Huldigung darzubringen. Es entstand Wettrennen um Gewinn. Mit erlaubten und unerlaubten Mitteln ^ffbchung einflußreicher Personen, denen Unsummen deutschen Geldes zuflössen, wußte man zum Ziel zu gelangen.
. . P.^ren^> 10 die deutschen Fürsten nur ihren Vorteil suchten, an des Kelches Nutzen und Schaden aber nicht im entferntesten dachten, ahnten sie nicht, daß sie nur dem französischen Konsul in die Hände ö^tte den Plan, Deutschland sich dienstbar zu machen. Zunächst sticht er Österreich zu schwächen ler will es aus Deutschland
?hmaffrlrr?Uerä r ^rum auä)- ^reu^en vergrößert. Doch da dieses rhm selbst gefährlich werden kann, so will er neben Österreich und Preußen in Deutschland aus den südlichen und westlichen Staaten eine Gruppe bilden die em Gegengewicht gegen die beiden Großstaaten sein könnte
fruppl alen einjeine Glieder ohnehin für sich zu schwach zum selbständigen Bestehen waren,_ wollte nun Napoleon so eng wie möalich an sich ketten, was ihm um so leichter fallen mußte, da er nur die Gesuche der um Vergrößerung ihrer Länder bittenden Fürsten gewährte so daß dieje nur ihm verpflichtet zu sein schienen.
Während der Verhandlungen in Paris wurde endlich in Deutsch-von den Fürsten eine Reichsdeputation gewählt, die in Regensburq die Entschadigungssrage erledigen sollte. Freilich blieb ihr nur das traunge Geschäft, die französischen Verfügungen gutzuheißen. Nicht einmal dre Ausfuhrung im einzelnen besorgte die Deputation des deutschen ri?er französische Gesandte und sein Schreiber gaben auch hierbei den Ausschlag. Darum wiederholte sich das unwürdige Schauspiel von -Paris m Regensburg, wiederum hatten die Franzosen Gelegenheit, sich auf Kosten der zwielichtigen Deutschen zu bereichern, und sie verschmähten diese Gelegenheit keineswegs.
Nslch langen, peinlichen Verhandlungen wurde im Jahre 1803 der Reichsdeputations-Hauptschluß angenommen, der die Verteilung der Ent-schadigungsmasie endgültig regelte. Von den geistlichen Staaten kamen z. B. die Bistümer Hildesheim, Paderborn, Münster an Preußen; Würz-ourg, Bamberg, Passau an Bayern; von den etwa 50 freien Reichsstädten erhielt z. B. Preußen Mühlhausen, Nordhausen, Goslar; Bayern Schweinfurt, Rothenburg. Nördlingen. (Baden hatte nur wenige Quadrat-meuen verloren und erhielt siebenmal mehr, z. B. das Bistum Constanz die ehemalige Hauptstadt der Pfalz, Heidelberg, und die Stadt Mann-J.et™; .bbbnso Württemberg, das über viermal mehr bekam, unter andern die Reichsstädte Reutlingen und Heilbronn; Hessen-Darmstadt erhielt etwa dreimal mehr, als es eingebüßt hatte.)
Ii t). Vertiefende Besprechung.
1 Was wir von den Ereignissen, die mit dem Reichsdeputations-Hauptschluß enden, zu halten
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
§ 12. Die Reformation und der Dreißigjährige Krieg.
153
entschiedenen Vorteil. Ein kaiserlich-spanisches Heer gewann den glänzenden Sieg bei Nördlingen (1634). Während Sachsen und Brandenburg mit dem Kaiser in Prag Frieden schlossen (1635), verbanden die süddeutschen Protestanten sich eng mit Frankreich, das den Krieg allein wieder anfachte. Bernhard von Weimar, der in französischem Solde stand, eroberte die elsässischen Landschaften, die Frankreich nach seinem Tode (1639) in Besitz nahm. Ohne durchschlagenden Erfolg wurde der Krieg in einzelnen Stößen weitergeführt. Die Bayern unter Jan von Werth waren dabei meist Sieger über die Franzosen, die Schweden über die Kaiserlichen. Als Schweden und Franzosen vereinigt Bayern angriffen, sah Maximilian sich zum Waffenstillstand gezwungen. Dieser führte endlich (1648) auch zum Abschluß der seit fünf Jahren gepflogenen Friedensunterhandlungen. In Prag, wo der Krieg begonnen hatte, schloß er auch. Das letzte kriegerische Ereignis war die Überrumpelung Prags durch den schwedischen General Königsmark.
Der Frieden zu Münster und Osnabrück bildete den schmählichen Abschluß des schmählichen Krieges: die Franzosen erhielten die völlige Landeshoheit über die Städte Metz, To ul und Verdun, die seit 1552 in ihrem Besitz sich befanden, die Landgraffchaft Ober- und Unterelsaß, den Sundgau, die Stadt Breisach sowie die Landvogtei der zehn Reichsstädte Hagenau, Kolmar, Schlettstadt, Weißenburg u. a., die aber in ihrer Reichsfreiheit erhalten bleiben sollten. Schweden erhielt Vorpommern und Rügen, das westliche Hinterpommern mit Stettin, die Stadt Wismar mit ihrem Hasen, das Erzbistum Bremen und das Bistum Verden und für diese deutschen Besitzungen Sitz und Stimme auf den Reichstagen; so faßte es nicht nur an der Ostsee, sondern auch an der Nordsee festen Fuß und gewann einen beständigen Einfluß auf die deutschen Angelegenheiten. Der Große Kurfürst von Brandenburg erhielt das östliche Hinterpommern und als Entschädigung für das ihm zustehende übrige Pommern Magdeburg, Halber-stadt, Minden und Kamin. Mecklenburg bekam für Wismar Schwerin und Ratzeburg. Bayern behielt die Oberpfalz und die Kurwürde, und für den Erben des geächteten Friedrich V. von der Pfalz wurde eine neue Kur errichtet. Die Schweiz und die Niederlande schieden aus dem Reichsverbande aus und wurden unabhängig. — Den Religionsbekenntnissen wurde Gleichberechtigung zugesprochen; als Normaljahr für den Besitz geistlicher Güter sollte das Jahr 1624 gelten. — Alle deutschen Reichsstände wurden als unabhängig anerkannt; sie hatten das Recht, untereinander und mit auswärtigen Mächten Bündnisse zu schließen, nur nicht gegen Kaiser und Reich. Damit war die politische Einheit
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